Warum eine echte digitale Transformation nicht über Projekte gelingen wird.
Beim Aufräumen der Festplatte fiel mir dieses Bild in die digitalen Finger: Teil eines Fotoprotokolls, das ich zur Ergebnissicherung eines Workshops zur computergestützen Lehre im Jahr 2004 abgespeichert hatte. Mit Sicherheit habe ich es auch meinen Teilnehmenden zur Verfügung gestellt.
Alles wie vor fast 20 Jahren?
Das Erstaunliche an diesen Ergebnissen des Workshops für Hochschuldidaktik ist, dass
sie heute so ähnlich ausfallen wie vor gut 16 Jahren. Dinge, die Lehrende sich von computergestützter Lehre damals wie heute für ihre Lernenden erhoff(t)en:
- die Individualisierung des Lernens
- Selbststeuerung und
- Motivation.
- Eine Lernumgebung sowie Personal und Support zur Unterstützung runden die Wünsche für die Lehre ab.
Eine kleine höchst subjektive Bestandsaufnahme
Man sollte meinen, dass 16 Jahre einen ausreichenden Zeitraum bieten, in dem ein Staat wie Deutschland auf dem Bildungssektor die Weichen für die Digitalisierung der Lehre stellen kann. In den Hochschulen hat es einige Projekte gegeben, in deren Verlauf an der digitalen Transformation gearbeitet wurde – mit dem Auslaufen dieser Projekte und den Mitarbeiterstellen ging auch häufig das Know-how. Durch das Fehlen von Digitalisierungsstrategien und einem hochschulweiten Wissenstransfer beginnt der Aufbau von Know-how von vorn. Projektgetrieben wurden vier Schritte nach vorn gemacht und anschließend wieder drei zurück.
Ressource is all you need!
Damit sich Bildungseinrichtungen wie Hochschulen und Schulen auf ihre Aufgabe – der Initiierung und Unterstützung von Lernprozessen und damit von Bildung – konzentrieren können, benötigen sie die entsprechenden dauerhaft vorhandenen Ressourcen.
Dazu gehören zentrale Lernmanagementsysteme, OER-Materialien, Videokonferenzsysteme und frei zugängliche Tools, für die man seine Seele (oder die der Lernenden) nicht an Privatunternehmen verkaufen muss. Darüber hinaus sollte die personelle Unterstützung bei der Entwicklung nachhaltiger Online-Lehr-Lernarrangements eine wichtige und selbstverständliche Säule der digitalen Transformation darstellen. Mit der Begrenzung von Stellen auf Projektlaufzeiten an deutschen Hochschulen wird dafür gesorgt, dass Nachhaltigkeit eine Worthülse bleibt und dass der vielgepriesene Wissenstransfer das Projektende nicht überlebt.